Seelenliebe Blog # 2
Hey, schön, dass ihr wieder da seid.
Number two. Uhhhhhh.
Ich freue mich wie ein Kind über jeden Besucher.
Denn ich glaube, es gibt so viel zwischen Himmel und Erde, über das wir nachdenken, was es zu entdecken gilt und was uns zu einem besseren Leben verhilft. Ich möchte Impulse geben, über das Wichtigste nachzudenken, was wir haben: UNSER LEBEN.
Ich liebe meinen Seelenliebe-Blog jetzt schon. Ich wusste nicht, dass es so emotional wird und dass so wundervolle Dinge entstehen können. Und wisst ihr was? Ich kann mich gar nicht entscheiden, welche Themen und Gedanken ich zuerst beackre. Es gibt tausend Ideen und wo fange ich an?
Am besten am Anfang.
Warum mache ich das, was ich jetzt tue?
Warum bin ich Trauerrednerin und gestalte Trauerfeiern?
Wie kam ich dazu? (Scheint es doch weißgott angenehmere Veranstaltungen zu geben)
Ach so, noch etwas: es könnte emotional werden! Ja, das wird einer meiner persönlichsten Texte. Wow, und das am Anfang! Prima. Keine Angst, es wird auch wieder lustig. Das Leben ist eine Mischung von allem. Und nur, weil ich Trauerrednerin bin und fast täglich mit dem Tod zu tun habe, bin ich nicht traurig. Im Gegenteil. Aber dazu mehr……..
Holt euch ‘nen Kaffee und los…….
Was habe ich mit dem Tod zu tun?
Ich darf als Freie Rednerin Menschen begleiten auf ihrer Reise des Lebens – von der Wiege bis zur Bahre – von der weltlichen Taufe über eine Freie Trauung bis zur Abschiedszeremonie.
Mit viel Herz und vor allem der Liebe zum Menschen bin ich vor 4 Jahren Trauerrednerin geworden. Seitdem durfte ich über 400 Trauerfeiern begleiten.
Gemeinsam gehen wir gedanklich noch einmal auf eine Reise in die Vergangenheit.
Diese einzigartigen Augenblicke einfangen und einen liebevollen und erinnerungswürdigen Abschied zaubern — das ist mein Ansporn.
“Stille Beisetzungen trösten nicht.” William Shakespeare. Recht hat er. Menschen brauchen Menschen und der Tod braucht Trost und Worte. Die Trauerfeier ist ein einmaliges, nicht wiederholbares Ereignis.
Trauerrednerin zu sein, ist nicht nur ein Beruf—es ist mehr. Für mich sind die Liebe und die Verbindung zu den Menschen mein täglicher Antrieb. Denn der Mensch allein ist wichtig. Er zählt in seiner Besonderheit.
Wie bin ich zu diesem Thema gekommen?
2008 sollte ein Herzenswunsch von meinem Mann und mir in Erfüllung gehen. Ein Kind. Ich war schwanger mit einem kleinen weiblichen Zauberwesen. Mir ging es gut. Diese Zeit war ein Segen. Ihr großer Bruder wünschte sich den Namen Emily Elisabeth für sie.
Doch, wie ich bereits schrieb: SOLLTE. Ich habe in einer 30-stündigen stillen Geburt in der Universitätsklinik Leipzig ein kleines Mädchen zur Welt gebracht. Aber nicht in unsere Welt. Ich wollte sie nicht hergeben. Sie lag gefühlt noch Stunden in meinem Arm. Nur ein winziger Fußabdruck und ein Foto erinnern an diese Zeit. Mit all den Hoffnungen, Wünschen, Sehnsüchten und Schmerzen.
2 Jahre später durfte ihre Schwester das Licht der Welt erblicken. Ich bin so dankbar, 2 gesunde Kinder um mich herum zu haben und doch denke ich sehr oft an Emily. Wie sähe sie jetzt aus?
2015. Es war der 2. April. Ich hatte ein seltsames Gefühl und spürte, dass etwas anders ist. Ich wusste nicht was. Kurz nach Mitternacht standen die Polizei, das THW und der Krankenwagen vor unserem Haus. Seitdem glaube ich übrigens nicht mehr an Zufälle.
Mit den Worten im Ohr „Ihr Bruder ist letzte Nacht gestorben“, rutschte ich zusammen. Diese Worte werden nie im Herzen ankommen. Es folgten Tage und Nächte in Trance.
Ich werde NIE die Trauerfeier vergessen. Der wundervolle Leipziger Impressario Peter Degner sprach die „Letzten Worte“. Auch wenn ich mich an kein Wort der Trauerfeier erinnern kann, trage ich sie als etwas „Besonderes“ im Herzen. Familie, Freunde, Bekannte, seine Kameraden der Bundeswehr – wir alle gingen den letzten Weg mit ihm. Ich sage immer noch, er ist für die Bundeswehr gestorben!
Ein Trompeter spielte am Grab. All die Bilder seines „letzten Festes“ sind in meinem Kopf gespeichert und manchmal spule ich den Film ab. Lächel und weine dabei. Es ist ein Lächeln der Dankbarkeit und der Wertschätzung meines Bruders gegenüber. Er war ein so besonderer Mensch. Und es sind Tränen der Traurigkeit. Es ist nicht nur die Traurigkeit darüber, dass er nicht mehr da ist. Sondern auch, dass wir nie wieder zusammen lachen, feiern und diskutieren können, dass er seinen Neffen und seine Nichte nicht aufwachsen sieht. Es ist das Vermissen. Man wünscht sich, dass es wie früher ist. Doch das, was einmal war, ist nicht mehr.
Ein Jahr nach der Trauerfeier habe ich für mich beschlossen, in die Welt zu ziehen und den Menschen besondere Trauerfeiern zu bescheren. Ich bin einfach losgezogen. Ohne zu fragen und zu wissen, wie man das wirklich macht. Vom ersten Trauergespräch an wusste ich, das ist mein Leben. Das ist meine Berufung.
Ich fühle mit den Angehörigen, spüre ihren Schmerz und weine oft mit ihnen. Aber wir lachen auch. Manchmal sogar sehr. Sie entschuldigen sich dann, weil sie denken, sie dürften jetzt nicht lachen. Doch, das dürfen sie. Denn es sind ja die schönen Erinnerungen an den geliebten, verstorbenen Menschen, die sie zum Lachen bringen. „Wenn du traurig bist, dann schau in dein Herz und du wirst erkennen, dass du weinst um das, was dir Freude bereitete.“ Khalil Gibran
Was macht der Tod mit meinem Leben?
Ganz viel. Er hat mich zu einem anderen Menschen werden lassen. Ein Stück weit zu einem Besseren! JA! Durch meine Arbeit und das Erlebte wird mir immer wieder bewusst, dass das Leben morgen vorbei sein kann.
Der Tod erdet mich.
Ich hinterfrage mich mehr denn je – was ich fühle, denke und empfinde und warum.
Ich verstehe andere Menschen – mehr denn je.
Ich lebe und fühle intensiver – mehr denn je.
Ich genieße das Leben – mehr denn je.
Ich habe gelernt, mich zu lieben.
Ich habe gelernt, dass nichts selbstverständlich im Leben ist. Nicht einmal das Leben selbst. Dieses am wenigsten!!
Ich habe versucht, nicht zu hadern oder negativ zu denken. Wir können die Situationen oft nicht ändern. Wir können Verstorbene nicht wieder zurückholen. Wir MÜSSEN das akzeptieren. Wir MÜSSEN damit leben. Wir MÜSSEN unser Leben damit arrangieren. Wir DÜRFEN nicht über der Frage „Warum?“ verzweifeln. Denn wir werden keine Antwort bekommen.
Meine wundervolle Studien-Mentorin gab mir einmal den Rat: „Anni, in jeder negativen Sch… steckt etwas Positives. Vertraue darauf.“
Es heißt nicht, dass es positiv ist. Es heißt nur, dass man den Blick nicht senken darf. Die Toten wöllten nicht, dass unser Leben nun auch vorbei ist. Sie wöllten, dass wir weiterleben, lachen, scherzen und die Sonne im Herzen scheinen lassen.
Sie wöllten, dass wir die frohen Augenblicke mit ihnen nicht vergessen und vor allem, dass wir sie nicht vergessen.
Ich verwende gern folgende Worte: „Vielleicht besteht ein Großteil des Lebens einfach nur darin, das Leben zu leben, so wie es ist, sich in Freude zu freuen, in Trauer zu trauern und Kummer zu tragen, doch in all dem den Funken zu wahren, der einem im Inneren am Leben erhält.
Nie den Respekt vor dem Leben zu verlieren und das Schicksal anzunehmen, wie es kommt.“ Leider weiß ich nicht, wer diese wahren und wundervollen Worte schrieb. Es sei mir verziehen, wenn ich ihn hier zitiere.
Was denke ich über unser Verhältnis zum Tod?
Er ist mein Lehrer geworden, mein Berater. Er hat mich das Leben mit all seinen Facetten mit anderen Augen sehen lassen.
Die Momente bewusster leben, Menschen bewusster lieben, nicht die materiellen Dinge sehen. Ich vergesse NIE folgende Worte eines Witwers: „Kleine, weißt Du, mein Mercedes in der Garage nützt mir nichts, mein Haus und mein Geld sind nichts wert. Meine Hilde, fehlt. Ich habe 70 Jahre mit ihr verbracht. Ich habe nicht einen Tag ohne sie gelebt. Jetzt ist sie weg. Nichts zählt mehr. Nichts ist mehr wichtig.“ Wie Recht er hat. Der Mensch zählt. Nicht mehr und nicht weniger.
Habe ich einen Rat an die Menschen, wie sie mit dem Tod umgehen können?
Fürchtet ihn nicht. Fürchtet, nicht gelebt zu haben.
Meine Vision ist, dass ich an meinem 80. Geburtstag am Meer sitze. Mit einem Herzensmensch an meiner Seite und einer Flasche gut gekühlten Prossecco. Und dann möchte ich, wie in der alten „Fielmann“-Werbung, fragen: Wie war dein Leben? Was würdest du anders machen? Ich möchte antworten können: „Baby, du hattest ein verdammt geiles Leben. Es war nicht immer einfach. Du hast gekämpft und weiß Gott, ich musste viel und hart kämpfen. Doch ich habe nie mein Lachen verloren.“
Vor ein paar Wochen hatte ich Geburtstag. Es war, gerade in verrückten Corona-Zeiten wie diesen, ein anderer. Und doch wünschten mir ganz viele wunderbare Herzensmenschen, dass ich nie meinen unerschütterlichen Optimismus aufgeben soll, weil ich andere Menschen damit anstecke und erheitere, ihnen Mut mache und sie mich als Vorbild sehen, weil Aufgeben für mich NIE eine Option war und ist. Es wird gekämpft und gewonnen! Basta!
Malt euch eure Vision aus! Was wollt ihr vom Leben? Was erwartet ihr? Wo seht ihr euch in 50 Jahren? Kämpft dafür!
Diesen Wunsch habe ich auch für Trauernde und Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben:
Ich wünsche ihnen, dass sie sich neu entdecken, nicht hart werden, nicht aufgeben und wieder das Schöne am Leben sehen. Dass sie sich Zeit nehmen, solange sie brauchen.
Sie müssen die Trauer zulassen, weinen und vielleicht auch schreien, weil es sich anfühlt, als ob das Herz herausspringen möchte. Weil sie das Gefühl haben, es geht nicht weiter. Weil sie keine Kraft haben. Weil sie das Lachen verloren haben. Weil sie sich allein fühlen. Weil sie keine Luft bekommen. Weil es sich anfühlt, als ob die Kehle zugeschnürt ist. Weil sie müde sind von den langen Nächten, wo sie mit Tränen gefüllten Augen gen Himmel schauen. Weil sie wach liegen mit Träumen, die sich nicht erfüllen werden. Weil man sich sehnt nach dem Ort, wo alles wieder so wie früher ist.
Der Ort liegt in ihnen.
Ich wünsche ihnen, dass sie MIT dem Tod leben. Dass sie wieder frei sind. Dass sie voller Frieden werden. Mit sich und dem Leben.
Das wünsche ich ihnen und das möchte ich als Ratschlag mitgeben.
Lovelies…. Es wird nicht immer so traurig. Versprochen!
Ich glaube, nur wer den Schmerz kennt, kann die Höhenfeuerwerke des Lebens tanzen.
Nur wer die Liebe kennt, kann von ihr erzählen. Nur wer den Tod kennt, kann von ihm erzählen.
Nur wer weint, kann lachen.
Nur wer leidet, kann genießen.
Nur wer die Tiefen des Lebens kennt, kann durch die Höhen des Lebens fliegen.
Nur wer hingefallen ist, kann das Leben tanzen.
Tanzen, lieben und küssen wir das Leben.
Nehmen wir den Tod liebevoll in den Arm, versprechen wir ihm, respektvoll mit ihm und uns umzugehen. Dann werden wir die intensivsten Momente zaubern und genießen dürfen.
Wir werden unser Leben erschaffen, wie wir es uns erträumten.
Danke Tod, ich verspreche dir, zu leben!
Xoxo Anje
PS. Das nächste Mal berichte ich über die Liebe! Habt eine fabulöse Zeit!